Im Auftrag der European Hernia Society

Im Auftrag der Operation Hernia Foundation für die European Hernia Society
Reparation von Leistenbrüchen, Nabel- und Narbenbrüchen bei Kindern und Erwachsenen; Notfall-Operationen
Teaching von Operationsinhalten und -abläufen (Team-Training)

Das Baptist Medical Centre (BMC) in Nalerigu ist ein 123 Betten-Missionskrankenhaus in der Nothern Region von Ghana. Es wurde im Jahre 1958 von der Ghanaian Baptist Convention (Gold Coast Baptist Conference) und dem International Mission Board gegründet.

Aufgrund seiner geographischen Lage umfaßt das Einzugsgebiet des BMC nicht nur gesamt Ghana, sondern auch die angrenzenden Länder Togo, Nigeria, Burkina Faso und Mali. Jährlich werden etwa 60.000 ambulante und über 10.000 stationäre Patienten behandelt. Trotz einfachster medizinischer Ausstattung und Mangel an ärztlichem und pflegerischem Personal können pro Jahr 1.200 große und 2.500-3.000 kleinere operative Eingriffe durchgeführt werden.

Baptist Medical Centre

Baptist Medical Centre

Montag, 31. Januar 2011

Endlich: Medizinisches Material ist eingetroffen

Dringend benötigtes medizinisches Material (Antibiotika, Schmerzmittel, Nähte, Handschuhe, Medikamente), das über eine Woche vom Zoll am Ghana Airport zurückgehalten wurde, ist heute Mittag endlich im BMC eingetroffen. Die Freude und Dankbarkeit ist nicht zu beschreiben ...

Ernährungsberatung im Koko Duu

Viele Babys sind unterernährt. Da ihre hungernden Mütter auch keine Muttermilch mehr bilden können, füttern sie ihre Babys gewöhnlich nur mit einem Gemisch aus Wasser und Getreidemehl.




Im Koko Duu, einem Rehabilitationszentrum für Ernährung am BMC, wird versucht, unterernährten Kindern und Müttern zu helfen. Ihnen wird die Zubereitung von "Koo Duu", einem proteinreichen Haferbrei, gezeigt, der aus lokal verfügbaren Nahrungsbestandteilen besteht. Diese können die Familien mit wenigen Mitteln hinter ihrer Hütte selbst anbauen.







Sonntag, 30. Januar 2011

Fahrzeuge am Rande des Sahel

Fortbewegung zu Fuß oder mit dem Fahrrad.
Wenn jemand Geld übrig hat, kauft er sich ein gebrauchtes Motorrad aus Indien oder China.
Wenn jemand viel Geld übrig hat, dann wird ein 40 Jahre alter deutscher Bus angeschafft, der möglichst viele Leute transportieren kann. Bei uns Schrott, hier Gold wert.
Wenn jemand nicht weiß, was er mit dem Geld anstellen soll, dann ist der Traum eine Mercedes-Benz S-Klasse aus den 70er Jahren.









Tongo Hills und Tengzu Schrein

Ungefähr 1,5 Stunden Autofahrt von Nalerigu entfernt erreichen wir über sandige, mit Schlaglöchern übersäte Wellblechpisten die Tongo Hills, ein Hochplateau aus bizarren, schwarzen Steinen in der Steppe. Zu Füßen der Tongo Hills erstreckt sich die Savanne Nord-Ghanas.

Tongo Hills in der Savanne
Hier leben etwa 300 Menschen, angeführt von einem Stammesfürsten, dem "chief". Nachdem wir beim "chief" die Erlaubnis eingeholt haben, geht es vorbei am Versammlungsplatz über das eigentliche Dorf bis zu einem kleinen Hügel. Spitze Kegel im Dorf dienen zur Ablage von Opfergaben und Fetischen.


Einholen der Erlaubnis beim "chief"
Versammlung von "chiefs" aus der Northern Region
Um den Tengzu Schrein erreichen zu können, müssen wir den Hügel hochklettern, und uns soweit entkleiden, bis Oberkörper und Knie nackt sind. In der einen Ecke der Höhle, die nur über einen niedrigen Spalt zugänglich ist, befindet sich der Opferstock, ein großer Haufen aus Tierknochen und Federn. Auf der anderen Seite der Höhle sitzt der Priester, der Opfer entgegennimmt und Mittler zwischen den Geistern des Schreins, Opfer und Menschen ist. Photographieren ist dort oben verboten.

Spitze Kegel für Opfergaben und Fetische
Eingang zum Tengzu Schrein

OP-Magazin- organisiertes Chaos

Unser Magazin, aus dem wir Materialien wie Nähte, Netze oder Medikamente ziehen, gleicht einem organisierten Chaos. Vieles ist von früheren OP-Teams zurückgelassen worden und zum Teil schon abgelaufen, vieles fehlt einfach. Ein System haben wir noch nicht erkannt, aber der Nachschub am Tisch funktioniert.



Samstag, 29. Januar 2011

Reanimation nach Sectio: Baby ist wohlauf

Dem Baby, das wir nach Sectio im OP am Nebentisch reanimiert haben, geht´s sehr gut. Es trinkt, und ist bereits mit der Mutter nach Hause entlassen worden.


Neugeborenes 2 Stunden nach Reanimation im Inkubator

Wohnen und Einkaufen in Nalerigu

Die Einwohner von Nalerigu hausen jeweils in mehreren Lehmhütten, die je nach Funktion rund oder eckig gebaut sind und funktionell zusammenhängen. Meistens sind die Hütten mit Stroh gedeckt. Wer mehr Geld hat, kann sich auch ein Aluminium-Dach leisten.

Eingekauft wird entweder in einer dieser Hütten oder auf dem Markt, der alle 3 Tage stattfindet.


Runde und eckige Hütten in Nalerigu

Zentrum von Nalerigu

Stand mit Kosmetika



Freitag, 28. Januar 2011

Visite auf dem Boden

Alle Stationen sind ständig überbelegt. Viele Patienten liegen einfach auf dem Kachelboden, Unterlage ist meist nur ein Decke. Alle Patienten müssen auf einer blauen Plane liegen, die den Pflegeaufwand gering halten soll, die aber von jedem für 2 Ghana Cedis (etwa 1 EUR) gekauft werden muss.
Grundeinkommen pro Monat sind etwa 3 Ghana Cedis (etwa 1.50 EUR).

Morgenvisite;
70-jähriger Patient, 1 Tag nach Notfall-Laparotomie

Stationen

Drei Männerzimmer mit bis zu 13 Betten, 2 Frauenzimmer mit bis zu 12 Betten und 1 Kinderzimmer mit 30 Betten sind ständig überbelegt. Zusätzlich gibt es noch eine Isolierstation für hochinfektiöse Fälle (Typhus, Tbc, Malaria, Askariden u.a.) und ein eigenes Tbc-Dorf am Rande des BMC, in dem Patienten, die bereits klinisch abgeklungen sind, mit ihren Angehörigen zusammenleben können, bevor sie ganz entlassen werden. Dies ist vor allem für kleine Kinder und Babys wichtig.
Trotz aller Medikamente stirbt aber immer noch 1 Kind pro Tag im BMC an Malaria.


Gang vor den Stationen

Kinderstation

Männerstation

Männerstation

Donnerstag, 27. Januar 2011

1. Offene Narbenhernien-Reparation in Sublay-Technik im BMC

Seit 2 Tagen werden auch im BMC Narbenhernien offen in Sublay-Technik und Spinalanästhesie versorgt.
In der Vergangenheit sind derartige Befunde ausschließlich in Onlay-Technik operiert worden, was zu einer hohen Inzidenz von Seromen und Infektionen geführt hatte. Drainagen oder Bauchbinden gibt es hier nicht. Alle behandelnden Ärzte des BMC haben deshalb die Anwendungen von Netzen bei Leisten- und Narbenbrüchen bislang abgelehnt.
Am Mittwoch konnten wir dem OP-Personal anhand eines ausgedehnten Narben-Kettenbruches zum ersten Mal die Technik der spannungsfreien, retromuskulären Implantation eines makroporösen Polypropylen-Netzes eindrücklich demonstrieren. Unser Ziel ist es in den nächsten Tagen, dieses Verfahren durch individuelle Schulungen und den Erfolg der postoperativen Ergebnisse dauerhaft zu installieren.






Offenes Abdomen vor Verschluss der hinteren Rektusscheide

Desinfektion im BMC

Sauberkeit wird im BMC großgeschrieben. Alle OP-Mäntel und Tücher werden zunächst in 2 großen Waschmaschinen vorgereinigt, anschließend bei 40°C in die Sonne gehangen und grunddesinfiziert. Wenn alles trocken ist, erfolgt die Sterilisierung im Autoklaven. Da kommt es schon mal vor, dass nach der Autoklavierung ein paar sterile Nissen übrigbleiben.
Bei unserem täglichen OP-Mammut-Programm sind irgendwann die OP-Mäntel und Abdeckungen aufgebraucht. Dann müssen wir solange warten, bis Nachschub kommt.


Reinigungs-Einheit
Vor-Reinigung in 2 Waschmaschinen (40 Jahre alt)

Trocknen in der Sonne

Autoklavier-Einheit
Reste nach Sterilisation - einfach drauflassen !

Medizinisches Material wird vom Zoll am Ghana Airport zurückgehalten

Unglaublich! Unser gesamtes medizinisches Material (Nähte, Netze, Kittel, Handschuhe, Medikamente), das wir als "Donation" oder Gift" ins BMC bringen wollten, wird immer noch am Ghana Airport vom Zoll zurückgehalten. Bereits bei der Ankunft am vergangenen Sonntag sind alle 14 versiegelten Transportboxen zunächst einbehalten worden. Uns hatte man in Aussicht gestellt, das spätestens mit dem nächsten Arbeitstag eine Genehmigung zur Einfuhr durch das Gesundheits-Ministerium erfolgen würde.
Langsam sitzen wir auf dem Trockenen. Sowohl Medikamente als auch Verbrauchsmaterial, die ohnehin hier nur spärlich vorhanden oder abgelaufen sind, werden dringend benötigt. Der Zoll will nach Stand heute Mittag umgerechnet knapp 700 EUR für die Einfuhr unserer Güter erheben.


Alle 14 Transportkisten werden zurückgehalten

Mittwoch, 26. Januar 2011

Skrotalhernie in Lokal-Anästhesie

Monströse Skrotalhernien - reichen meistens bis zum Kniegelenk - werden in Lokal- oder Spinal-Anästhesie operiert. Direkt vom OP-Tisch aus gehen die Patienten in der Regel nach Hause - schmerzfrei.


61-jähriger Patient mit Hydrocele nach
Askariden-Infektion

61-jähriger Patient vor Entlassung,
3 Minuten nach OP-Ende

Narkose-Beatmungsgerät - Instrumenten-Tisch

Das Narkose-Beatmungsgerät ist schätzungsweise 60 Jahre alt, komplett undicht und wird mit High-Flow über den Halothan-Bedampfer ohne Absaugung und ohne Kreisteil betrieben. Alle im Raum verspüren nach einer Vollnarkose ein seltsame Schwere. Das Gute ist, dass die Messung von Gas-Konzentrationen generell nicht möglich ist - auch nicht in der Raumluft.


PENLON-Beatmungsgerät, mit Halothan betrieben

Der Instrumenten-Tisch stellt das organisierte Chaos dar. Für Geburtshilfe, Unfall- oder Bauchchirurgie gibt es nur ein Standard-Set. Nach kurzer Zeit haben wir uns aber an die Inhalte gewöhnt - keiner kennt Metzenbaum-Schere oder Kelly-Klemme - alles ist ganz einfach.


Standard-Instrumenten-Tisch

Hypoxie eines Neugeborenen - Reanimation

Während einer abdominellen Hernien-Operation am Morgen haben wir parallel an einem Neben-Tisch im Raum ein Neugeborenes nach Sectio erfolgreich reanimiert. Babymaske, Sauerstoff vom intubierten Patienten abgekoppelt, Absauger vom OP-Tisch gezogen - alles gut gegangen. Das Mädchen liegt gerade rosig im Inkubator. Die Beatmung des operierten Patienten haben die Chirurgen zwischendurch - natürlich auf Anweisung des Anästhesisten - durchgeführt.

Reanimation eines Neugeborenen
unmittelbar nach Sectio während einer Operation

Ständig Stromausfall

Besonders um die Mittagszeit fällt im OP alle 20 Minuten der Strom aus, überbrückt wird die Beleuchtung mit Taschenlampen. Gestern Abend wurde sogar - allerdings im Radio angekündigt - für 4 Stunden der Strom in der gesamten Region abgeschaltet - Sparmaßnahmen der Regierung. Das OP-Programm umfasst neben der Versorgung von Hernien mittlerweile auch abdominelle Notfälle und Major-Amputationen bei diabetischer Unterschenkelgangrän.

51-jähriger Patient mit Skrotalhernie bds.

Dienstag, 25. Januar 2011

Einstand

Neben unserem elektiven OP-Programm wurden von unserem Team, zum Teil zusammen mit Dr. Etu aus Nigeria, dem einzigen Chirurgen vor Ort, zwei abdominelle Notfälle mit 4-Quadrantenperitonitis operiert: multiple Perforationen im terminalen Ileum bei Typhus-Infektion, und eine perforierte Appendizitis. Drainagen gibt es nicht, i.v. Antibiose nur bedingt. 

Sonntag, 23. Januar 2011

Erste Eindrücke

Kaum angekommen, haben wir schon losgelegt. Explosionsverletzung der rechten Hand, pertrochantäre Fraktur bei 5-jährigem Mädchen, inkarzerierte Leistenhernie, Ellbogenluxation nach Verkehrsunfall, Seminom bei 13-jährigem Jungen.

Gordon Hoffmann, Thomas Mussack, Andreas Zimmermann,
Costanza Chiapponi, Urban Stocker


"
Explosionsverletzung Hand - Versorgung im "Steril-Raum"

Samstag, 22. Januar 2011

Ankunft in Accra

Wir sind wohlbehalten in Accra angekommen. Ein Problem am Zoll stellte das Übergewicht aufgrund des medizinischen Equipements dar. Allerdings sehr freundliches Entgegenkommen seitens des Zolls. In dieser Jahreszeit herrscht ablandiger Wind, d.h. die Sonne sehen wir aufgrund des Sandes in der Luft nur schlecht. Morgen 05:00 Uhr geht es über Tamale (Flug) nach Nalerigu (Bus) zum Baptist Medical Centre.

Mittwoch, 19. Januar 2011

Operation Hernia Programm

Operation Hernia is a surgical programme intended to treat and teach inguinal hernia surgery in low and middle income countries. It was initiated in 2005 in Takoradi, Ghana and now operates in three other countries of West Africa, in Mongolia and in Ecuador and with plans for further expansion in 2011. Operation Hernia is an independent UK charity and non-profit organisation, which has links with the American College of Surgeons Operation GivingBack organisation.